- Was hast du direkt nach dem Abi gemacht?
Direkt nach meinem Schulabschluss fuhr ich für einen Monat mit einem Freund auf dem Fahrrad nach Norwegen. Wieder zurück zuhause verbrachte ich meine Zeit mit Gelegenheitsjobs – unter anderem ein ¾ Jahr bei der Deutschen Post, um mir eine zukünftige Reise finanziell zu ermöglichen. Zudem bereiste ich zwischendurch für drei Wochen Costa Rica, um dort meine Schwester zu besuchen. - Was möchtest du in deiner Zukunft machen / erreichen?
Ich mochte die Mathematik schon immer sehr gerne und möchte meine Grenzen in einem Mathematikstudium erkunden. Eine anschließende Arbeitsidee fehlt mir noch, aber ich verfolge den Traum, nach dem Studium in die Forschung zu gehen. - Womit füllst du die Zeit bis hin zum Studium?
Ich befinde mich momentan auf einer Europareise mit dem Fahrrad (kein E-bike!), die ich im Juli letzten Jahres angetreten habe. Ich reise nach Lust und Laune und fahre mal hierhin, mal dorthin – dort, wo es mich gerade hinzieht. - Wie bist du auf diese Idee gekommen? Was hat dich inspiriert?
Mich hat die Reiselust gepackt. Mir war schon immer klar, dass mir Europa sehr gefällt. Die Kälte, die Landschaft der europäischen Länder und vieles mehr wecken, im Gegensatz zu beispielsweise Südostasien, mein Interesse. Zudem bewege ich mich gerne mit dem Fahrrad, mit dem ich in einer angenehmen Geschwindigkeit unterwegs bin und im Vergleich preislich sehr günstig unterwegs bin. Wenn mal etwas kaputt geht, dann bin ich, meistens selbst und ohne Hilfe in der Lage, das Problem zu beheben. - In welche Länder hat dich deine Reise schon geführt und welche liegen noch vor dir?
Begonnen hat meine Reise in Deutschland. Darauf folgten: Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Russland, Polen, Tschechien, Slowakei, Österreich und Italien. In Planung sind die Länder: Kroatien, Griechenland, Bosnien, Montenegro und Albanien. Vielleicht führt mich meine Reise auch noch durch Länder wie zum Beispiel Bulgarien, Türkei, Rumänien und Frankreich. - Welches Land hat dir am besten gefallen, bzw. welchen Ort fandest du am interessantesten?
Landschaftlich haben mir Skandinavien – explizit Norwegen – und Sizilien, aufgrund des Vulkanes Ätna, am besten gefallen. Die Gegenden über dem Polarkreis, die kaum bis gar nicht bewachsen waren, empfand ich gerade hinsichtlich des Kontrastes gegenüber Deutschland fasziniert. Andererseits haben mich die Lebensverhältnisse in Osteuropa und Italien sowie die Lebensweise der Menschen interessiert.
Wer begleitet dich auf deinem Weg?
Grundsätzlich bin ich allein und ohne Begleitung unterwegs, treffe jedoch immer wieder Leute, die mich ansprechen, weil sie sich für mich und meine Reise interessieren. Ab und zu begleiten mich andere Fahrradfahrer für ca. 50 km bis 1000 km, bis wir uns wieder trennen. So habe ich häufig immer wieder wechselnde Begleiter und bin nicht nur alleine unterwegs.
„Lustigste“ Person auf deinem Weg
Die Menschen, die mir in den verschiedensten Ländern begegnen, sind auf ihre eigene Weise interessant, lustig oder auch durchgedreht. Zum Beispiel traf ich in Finnland auf einen Südkoreaner, der mit einem zusammengebastelten E-Scooter in Monsterrollerdesign unterwegs war, und lernte ihn und seine verrückt/ kreative Art bei einem gemeinsamen Abendessen besser kennen.
Eine meiner bezauberndsten Begegnung hatte ich ebenfalls in Finnland. Dort besuchte ich nämlich kurz vor Weihnachten den Weihnachtsmann und lernte sein Wohnsitz mit all den Rentieren kennen.
Wie lange wirst du insgesamt unterwegs sein und wann kommst du zurück?
Insgesamt soll meine Reise ca. 1 Jahr dauern und ich werde voraussichtlich irgendwann im Sommer zurück in den Harz fahren.
Gibt es viele Probleme und Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt?
Die erste Schwierigkeit zu Beginn war meine Ausdauer, die sich erst an das ständige Fahrradfahren gewöhnen musste. Nach einem Monat hatte ich mit der Anstrengung keine Probleme mehr. In Finnland hatte ich durch das schlechte Wetter immer kalte Füße, was ich aber mit einem Paar neuer Schuhe ebenfalls ohne weiteres lösen konnte. Außerdem musste hin und wieder etwas an meinem Fahrrad repariert bzw. ausgetauscht werden (Felge, Getriebe, …). Jedoch gehört das für mich dazu und ich würde das „Werkeln am Fahrrad“ nicht als Problem oder Schwierigkeit bezeichnen. Nerviger war, dass ich den Leuten ständig erklären musste, dass mein Fahrrad ganz normal und eben kein E-Bike ist.
Was von zuhause vermisst du am meisten?
Die Vielfalt des Essens. Da ich selber für mich koche, habe ich durch meine begrenzten Kapazitäten nicht die Möglichkeit, vielfältig zu kochen, sondern ernähre mich hauptschlich von Reis, Nudeln und Bohnen. Anders als gedacht, vermisse ich den gewissen „Komfort“ kaum. Natürlich fehlt mir meine Familie und meine Handballmannschaft auch, aber ähnlich wie bei dem gewissen „Komfort“, wie ein Bad, Bett und Dach über dem Kopf, weniger als anfänglich gedacht.
Was nimmst du von deiner Reise mit?
Durch meine Reise hat sich meine Einstellung gegenüber dem Leben ein wenig geändert. Ich versuche noch intensiver, das Beste aus einer Situation zu machen, und freue mich, dass es weiter geht. Ich bin offener und freundlicher gegenüber anderen geworden, denn ich habe gelernt, dass Menschen viel freundlicher sind, als es einem vorhergesagt wird (z.B. Sprich nicht mit Fremden!).
„Sprachkenntnisse sind überbewertet“, klar ist es immer einfacher, sich auf einer Sprache zu unterhalten, derer man schon fähig ist, jedoch ist das keine Voraussetzung, die man braucht, um in die Welt zu gehen. Ich konnte mich fast überall mit meiner Sprache, Händen und Füßen verständigen, obwohl ich und mein gegenüber nicht die gleiche Sprache gesprochen haben.
Haben sich neue Wünsche und Ziele durch deine bisherige Reise entwickelt?
Das Reisen hat mich begeistert und ich möchte noch viel mehr sehen. Ein Traum wäre eine Weltumrundung nur mit dem Fahrrad und wenn es nicht anders geht mit dem Schiff. Reiseziele wären Südamerika, Nordamerika (Alaska, Kanada) und Sibirien.
Ziele und Ideen im beruflichen Sinne haben sich durch die vergangene Zeit ebenfalls entwickelt. In meinem zukünftigen Beruf möchte ich finanzielle und zeitliche Freiheiten genießen. Zudem macht mir das Vermitteln von Wissen eine Menge Spaß, so dass ich überlege an einer Schule oder Uni zu unterrichten.